Meerforellen-Monitoring in der Varreler Bäke
Im Zeitraum von Oktober bis Anfang Januar wandern Meerforellen (Salmo trutta trutta) und Atlantische Lachse (Salmo salar) von der Nordsee in die Nebengewässer der großen Flüsse, um hier ihren Nachwuchs zu zeugen. Die Fische kehren in dieser Zeit in die Gewässer zurück, in denen sie selber zur Welt gekommen sind oder in denen sie als Jungfische im Rahmen von Wiederansiedelungsprogrammen ausgesetzt wurden.
Seit Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre betreiben Fischereiverbände und die angeschlossenen Vereine Programme für eine Wiederansiedelung von in der Region ausgestorbenen Wandersalmoniden in den Fließgewässern des nördlichen Niedersachsens. Seit über 40 Jahren bringen die Vereins- und Verbandsmitglieder damit einen hohen ehrenamtlichen Einsatz und beträchtliche finanzielle Mittel auf, um die Wanderfische in ihren ursprünglichen Gewässern wieder heimisch werden zu lassen.
Von Anfang an gehört zu dem Gesamtkonzept der Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle auch die naturnahe Wiederherstellung der Fließgewässer. Damit soll den Fischen nicht nur eine Rückkehr zu ihren Laichplätzen ermöglicht, sondern auch eine natürliche Entwicklung der Fischbrut sichergestellt werden. Dafür wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Gewässerprojekte durchgeführt, um verbaute Fließgewässer wieder durchgängig zu machen und um in den Gewässern Laichplätze zu schaffen.
Im Rahmen der Wiederansiedelungsprogramme werden an den Laichplätzen aber auch sowohl männliche als auch weibliche Fische gefangen, um sie direkt vor Ort abzustreifen. Der vor Ort abgestreifte und befruchtete Rogen wird anschließend an spezialisierte Brutanlagen geleifert.
Das Staatliche Fischereiamt Bremerhaven, der Landesfischereiverband Weser-Ems und der Fischereiverein Bremen-Stuhr führen dabei gemeinsam jährlich ein Elektro-Fischen auf die aufsteigenden Wandersalmoniden durch und dokumentieren deren Fang und das Abstreifen der Fische. Da die Bedingungen in den Gewässern großenteils immer noch nicht den Erfordernissen der Fische an eine eigenständige Fortpflanzung entsprechen, ist dieses aufwendige Vorgehen noch immer erforderlich. In den Brutanlagen wird für einen kontrollierten Schlupf der Jungfische gesorgt, um diese anschließend und in ausreichender Zahl in den Gewässern ihrer Elterntiere aussetzen zu können.
Über den Erfolg dieses Vorgehens bei der Wiederansiedelung von Meerforelle und Atlantischem Lachs gibt das alljährliche Monitoring Auskunft. Durch das Befischen mit den E-Geräten erhält man einen Eindruck davon, wie die Rückkehr der Fische saisonal verläuft und erfährt so, wie gut das Gewässer als Laichgebiet angenommen wird und wie die Umstände sind, unter denen die Fische in ihre Gewässer zurückkehren. Zum anderen werden die laichbereiten Fische aber nicht nur registriert, sondern werden im Rahmen des Monitorings abgestreift, um Rogen und Milch für die zuvor beschriebene, künstliche Erbrütung des Nachwuchses zu gewinnen.
Die Rückkehr der Meerforellen in die Varreler Bäke zeigt exemplarisch, dass die engagierten Fischer aus Vereinen und Verbänden gemeinsam mit den zuständigen Ämtern schon viel erreicht haben für die Wiederansiedlung der Wandersalmoniden im nördlichen Niedersachsen. Aber man kann diese Fische noch lange nicht sich selbst überlassen. Deshalb werden das Monitoring, das Abstreifen der Fische und das Ausbrüten ihres Nachwuchses auch in den nächsten Jahren unentbehrliche Arbeiten für den Artenschutz sein.
Der Videofilm über das Monitoring der Meerforellen in der Varreler Bäke ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit verschiedener fischereilicher Institutionen bei einer wichtigen Arbeit des Artenschutzes.
https://www.youtube.com/watch?v=kcHy64bnT9k&t=17s
In Zusammenarbeit mit:
SPORTFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.
Dr. Henning Stilke